Es ist acht Uhr morgens in Wazuka, einer japanischen Kleinstadt, gelegen im Süden der Präfektur Kyoto. Ein Jeep fährt vor das Haus, in dem ich untergekommen bin. Akkysan, ein Teebauer, holt mich ab. Raus geht es auf die Teefelder, die sich wie grüne Wellen ins Tal winden. Es ist Ende März, Wazuka erwacht aus dem Winterschlaf. Heute beginnt die Teeernte. 300 Teebauern und deren Familien machen sich auf in die Berge, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Die nächsten Monate werden sie hart arbeiten.
Der Anfang
Ich bin Jennifer Swann und habe in den japanischen Bergen den größten Schatz gefunden. Tee. Aus Neugier entwickelte sich Leidenschaft, aus Leidenschaft ein Lebensweg.
Nach dem Praktikum bei Kyoto Obubu Tea Farm lies mich das Thema Tee nicht mehr los. Mit vielen neuen Impulsen kehrte ich nach Deutschland zurück, um meine heimische Teekultur zu revolutionieren und vertieftes Teewissen zu verbreiten. Zu Beginn musste ich mit Ernüchterung feststellen, dass mein Umfeld bescheidenes Interesse an Tee zeigte und sich für die unterschiedlichen Aufgüsse eines beschatteten Grüntees nicht so begeistern konnte, wie ich es tat.
Tee, mein größter Lehrer
Ich konnte es nicht erwarten wieder nach Japan zu reisen, um tiefer in die Welt des Tees einzutauchen. In den letzten Jahren nutzte ich jede Gelegenheit, um das Land der aufgehenden Sonne aufzusuchen. Nach Japan folgten auch andere Teekulturen, wie etwa China oder Taiwan. Wenn es die Zeit erlaubt, reise ich in Teeregionen, um mein Wissen über Tee zu vertiefen und mit leidenschaftlichen Teemenschen weltweit in Kontakt zu treten. Ich nahm an einem Förderprogramm der World Green Tea Association in Japan teil und absolvierte einen 10-tägigen Kurs, organisiert von Global Tea Hut in Taiwan. Nach wie vor schlägt mein Herz für die Teebauern, die mit der Teepflanze den Ursprung des Tees bilden. Sie sind diejenigen, die die harte Arbeit auf dem Feld und in den Fabriken verrichten. Tee ist mir zu einem wertvollen Lehrer geworden. Verantwortung, Respekt und Vertrauen sind Qualitäten, die vom Anbau der Pflanze bis zum Teilen eines jeden Aufgusses zentrale Aspekte sind.
Erfahrung
Nach meinem abgeschlossenen Japanologiestudium, stand für mich fest, dass ich mich weiterhin mit Tee beschäftigen möchte. Neben dem Studium arbeitete ich bereits bei dem japanischen Teehaus macha-macha.
Ich begann eigene Veranstaltungen zu initiieren, begleitete Seminare in Japan, England, Spanien und Italien.
Beim alljährigen Berlin Tea Festival (Berliner Tee Festival) beteilige ich mich mit Vorträgen zu aktuellen Themen und unterstütze die Veranstaltung als Volontärin.
Was mir viel Freude bereitet, ist das Begleiten von Tee-Start-Ups. Ich unterstütze gerne mit Input und Ideen. Die letzte Zusammenarbeit war mit Frojtee, einem modernen Ladenkonzept in Berlin-Friedrichshain.
Das jüngste Projekt ist der teadrinkersguide, eine Teedatenbank, an der ich mit Gleichgesinnten arbeite.
Viele Jahre lang war ich an der Berlin Tea Academy (Berliner Tee Akademie) als Ausbilderin tätig. Ab September 2024 bilde ich Tee-Sommeliers eigenständig im Fernunterricht aus. Bei Interesse kontaktiere mich bitte über das Kontaktfeld.
Sobald der Tee in die Schalen fließt und meine Kursteilnehmer neugierig an dem heißen Aufguss nippen, kann ich das Strahlen in meinen Augen nicht mehr verbergen.